2019 05: Artikel in Wirtschaftskammer Newsletter
PDF: Wirtschaftskammer 2019 07 : ‘Zum richtigen Zeit am richtigen Ort’
IMPACT-INVESTING. Von Tirol zog es Charly Kleissner nach Haiwaii, Wien und in die USA, wo er gemeinsam mit Steve Jobs in der Firma „Next“ gearbeitet hat – und entwickelte das Betriebssystem OS X, auf dessen Basis jedes iPad, iPhone und jeder Mac laufen. Kleissner war in den 1980er und 1990er Jahren einer der wichtigsten Software-Entwickler weltweit. Heute ist er Social-Impact-Investor. Beim Auftakt der Sommercocktails der Jungen Wirtschaft auf der Villa Blanka erzählte er über seine Ideen und mögliche Chancen für Jungunternehmer.
Der Impact-Investor und Software-Pionier Charly Kleissner wurde in Schwaz geboren, wuchs in Innsbruck auf und maturierte am Akademischen Gymnasium. Kleissner erhielt ein American Field Service Stipendium und lebte für ein Jahr auf Hawaii, wo er auch seine Frau kennen lernte. 1975 kehrte er nach Österreich
zurück und studierte Informatik an der Technischen Universität Wien. 1986 wanderte die junge Familie ins Silicon Valley aus, wo er unter anderem für das Apple-Genie Steve Jobs arbeitete. Als Kleissner 2002 als Chief Technical Officer (CTO) bei Ariba, einer A-Level-Company mit einem damaligen Börsenwert von drei Milliarden Dollar ausstieg und seine Firmenanteile verkaufte, war er Multimillionär.
TW: Herr Kleissner, Sie haben im SiliconValley ein Vermögen gemacht und widmen seit dem Verkauf Ihrer Anteile Thema Impact-Investing?
Charly Kleissner: Ich habe gemeinsam mit meiner Frau Lisa im Jahr 2001 eine Familienstiftung gegründet. Wir halten uns an den Visionär R. Buckminster Fuller, der gesagt hat, wir sollen nicht die Opfer, sondern die Architekten unserer Zukunft sein. Wir waren uns einig, dass wir einen
positiven Beitrag für die Menschheit leisten wollen. Also haben wir die „KL Felicitas Foundation“ gegründet und 100 Prozent unseres Stammkapitals
in Social Impact investiert. Wir investieren in junge Unternehmen, die soziale und ökologische Ziele verfolgen. Seit ich beruflich nicht mehr gebunden
bin, stecke ich mein ganzes Engagement in Impact-Investing.
Worauf führen Sie Ihren Erfolg im Valley zurück?
Als erstes die Ausbildung und das Know-How. Wenn man im Valley nichts kann, dann wird man auch nichts. Egal welchen Titel ich habe. Wenn die geleistete Arbeit dann gut war, spricht sich das auch herum und das Netzwerk fängt an zu arbeiten. Man muss auch an seiner Strategie arbeiten. Denn ein Angebot von einer A-Level-Company kommt nicht aus heiterem Himmel. Da braucht es Struktur und einen Leitplan des eigenen Lebens. Stakeholders sind auch wichtig und vor allem Glück. Man muss schon zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein.
Was hat Sie besonders am Impact-Investing interessiert?
Wir haben vor fast zehn Jahren in den ersten Social Impact Fund in England investiert, mittlerweile gibt es über 100. Da ist die Rendite explizit an den Impact gebunden. Wir investieren auch laufend in neue Fonds, die in Ideen investieren, über die sich das klassische Kapital noch nicht drüber traut. So können wir mit unserem vergleichsweise kleinen Kapital einen Unterschied machen. Aber wir investieren nicht, um einfach nur zu beobachten, wo sich das Start-up hin entwickelt. Wir fordern sehr wohl eine finanzielle Rendite ein.
Welchen Herausforderungen fühlen Sie sich heute besonders verpflichtet?
Die meisten Reichen wollen reich bleiben. Also müssen wir Angebote schaffen, wie sie das mit gutem Gewissen tun können. Ich will neue Impulse setzen, um anders zu denken. Ich will eine Brücke schlagen zwischen Innovation und Tradition, regional und global, Hardcore-Wirtschaft und Ökologie. Wir haben vor zehn Jahren das globale Impact Investoren Netzwerk Toniic gegründet. Derzeit sind rund 400 Impact-Investoren bei diesem Netzwerk dabei: 60 Prozent High-Networth-Individuals oder Ultra-High-Networth-Individuals, 20 Prozent sind Family-Offices, und 20 Prozent sind Stiftungen. Von Japan bis Australien, quer über den Kontinent mit einem Anlage-Volumen von über sieben Milliarden Dollar. Wir wollen natürlich immer breiter werden. Da bin ich jetzt in der Phase meines Lebens, meinen Beitrag zu leisten.